Expertenreihe: Frank Radynski
Frank, der Gründer der Frank Radynski GmbH ist seit über 14 Jahren in den Bereichen Gründung, Liquidität, Wachstum und Nachfolge tätig. In den letzten Jahren hat er einigen Firmen dabei geholfen, den perfekten Nachfolger*in zu finden oder aufzubauen. Grund genug ihn zu fragen, worauf es denn bei der Nachfolge ankommt.
Frank du hast schon für Unternehmen unterschiedlichster Branchen Nachfolger/innen gesucht und erfolgreich gefunden. Worauf kommt es deiner Meinung nach bei der Unternehmensnachfolge an?
Das allerwichtigste ist, dass die Chemie zwischen dem Übergeber und dem Übernehmer stimmt. Dies gilt bei Nachfolgen innerhalb der Familie genauso wie bei einer Übernahme durch einen externen Nachfolger.
Dann müssen auch die Werte zueinander passen. In der Regel müssen bei einer Übernahme neben den finanziellen Aspekten auch die Strategie und ggfs. das Angebotsportfolio angepasst werden. Es bringt aber nichts hier übereilt zu handeln, weil man versuchen muss unbedingt auch die Mitarbeiter in die neuen Prozesse und Strategien mitzunehmen.
Was ist das häufigste Problem bei der Nachfolge ?
Das häufigste Problem ist nach meinen Erfahrungen der Faktor Mensch. Immer wieder scheitern Übergaben, auch in einem weit fortgeschrittenen Stadium daran, dass der Übergeber nicht loslassen kann und bei Mitarbeitern und Lieferanten den Übergabeprozess erschwert.
Ein weiteres großes Problem sind oft überzogene Vorstellungen bzgl. des Kaufpreises. Viele Übergaben scheitern daran, dass die Banken den Wert des Unternehmens völlig anders beurteilen als der Unternehmer. Falls der Übernehmer den Kauf nicht aus seinem Eigenkapital stemmen kann, wird eine Finanzierung immer daran scheitern, weil Banken und ggfs. Investoren keine „Liebhaberpreise“ finanzieren werden.
Wie bringt man Käufer/in und Verkäufer/in am besten zusammen?
Zunächst macht es Sinn erst einmal auszuloten, ob die zu übergebende Firma mit den Vorstellungen eines potenziellen Übernehmers zusammenpasst. Dann sollten die Menschen hinter dem Vorhaben betrachtet werden. Erfahrene Berater matchen zuerst und werden dann versuchen den persönlichen Kontakt herzustellen. Idealerweise moderiert der Berater die Gespräche, weil er i.d.R. den Übergeber und den Übernehmer kennt und den Austausch der richtigen und wichtigen Informationen sicherstellt.
Häufig ist es so, dass die Konkurrenz nichts von einem Verkauf mitbekommen soll. Wie umgehst du dieses Problem, bei der Suche nach geeigneten Käufern/innen?
Zunächst werden Daten nur neutral und anonym weitergegeben. Erst nach einer Interessensbekundung wird eine Vertraulichkeitserklärung ausgetauscht. In Ausnahmefällen kann ein Mitbewerber aber auch ein willkommener und „heißer“ Kandidat für die Übernahme sein. Das sollte ein erfahrener Berater vorab klären.
In Deutschland studieren so viele junge Menschen wie nie zuvor. Macht dies die Suche nach einem geeigneten Kandidaten leichter oder schwerer?
Ich kenne kaum Fälle, dass sich jemand direkt nach dem Studium für einen Unternehmenskauf interessiert, meistens fehlt hier auch das Eigenkapital und für Banken und Investoren fehlt das praktische Know-how und die Branchenerfahrung.
Grundsätzlich wächst durch einen größeren Pool an sehr gut ausgebildeten Menschen auch die Auswahl geeignete Nachfolger zu finden.
Begrüßt du es, wenn „Alt-Chefs“ noch eine Zeit im Unternehmen bleiben oder siehst du hier eine Gefahr des nicht loslassen Könnens?
Es ist in nahezu allen Fällen besser, wenn der „Alt-Chef“ noch eine gewisse Zeit an Bord bleibt. Dies kann auch die Finanzierung der Übernahme erleichtern, weil das den Banken eine gewisse Sicherheit gibt, dass eine Übergabe der wichtigsten Kunden und die Abstimmung mit den Lieferanten geregelt abläuft. Trotzdem würde ich dazu raten, hier klare und schriftlich fixierte Absprachen zu treffen, bis wann der Übergeber komplett aus dem Unternehmen ausscheidet bzw. sich aus dem operativen Geschäft zurückzieht.